14. Internationale Tagung

Wirtschaftsinformatik

Human Practice.

Digital Ecologies.

Our Future.

Siegen, 23.02. - 27.02.2019

  • Wissenschaftliche Sessions

    Die wissenschaftlichen Vorträge der Full Paper in den insgesamt 14 wissenschaftlichen Tracks bilden den Kern des wissenschaftliuchen Programms. Ergänzt wird das Programm um die Posterpräsentationen der Resarch-in-Progress Paper. Mehr Infos…

  • Keynotes

    Die Konferenz wird drei beeindruckende Keynotes aus der Industrie, Wissenschaft, sowie aus Verbrauchersicht präsentieren, um die aktuellen Arenen der Wirtschaftsinformatik im Hinblick auf die digitalen Transformation auszuleuchten. Mehr Infos…

  • Industrial and Applied Science

    Der Track „Industrial & Applied Sciences“ zeigt praxinah, welche Herausforderungen zur Umsetzung der digitalen Transformation bereits unternommen wurden und welche Herausforderungen noch zu bewältigen sind. Mehr Infos…

  • Students Track

    Der Student Track bietet eine Plattform, über die sich Studierende, Wissenschaftler und Praktiker begegnen und im fachlichen Diskurs intensiv kennenlernen. Der Student Track ist offen für verschiedene Schwerpunktthemen der Wirtschaftsinformatik und befasst sich mit der Gestaltung und Nutzung von Informations- und Kommunikationssystemen in Organisationen. Mehr Infos…

  • Workshops

    Die insgesamt 8 Workshops bieten ein offenes Forum für Kurzpräsentationen, Diskussionen oder gemeinsames Arbeiten zu einem bestimmten Thema. Mehr Infos…

  • Doctoral Consortium

    Das Doctoral Consortium dient dazu, die Dissertationsvorhaben der ausgewählten Teilnehmer/innen durch Coaching und hochwertiges Feedback erfahrener Professoren/innen außerhalb des engeren Betreuerkreises weiterzuentwickeln. Dabei wird intensiv der Austausch mit anderen Doktoranden/innen gefördert. Mehr Infos…

  • Demo & Prototyping

    Der Demo und Prototyping-Track präsentiert innovative Technologien, neuartige Interaktionsformen, gestalterische und auch interaktive, künstlerische Arbeiten. Mehr Infos…

Rahmenprogramm der Konferenz

  • Academic Networking Dinner

    Das diesjährige Academic Networking Dinner für Professoren, Habilitanden und Post Docs bietet die Möglichkeit sich in angenehmer Atmosphäre die Themen der Konferenz aufzugreifen und zu diskutieren. Es werden neue Kontakte geknüpft und alte Bekanntschaften wiederaufleben gelassen. Mehr Infos…

  • Pub Crawl

    Der Pub Crawl bietet für Doktoranden und Studierende (und auch alle Teilnehmer die sonst Lust haben) sich in entspannter Antmosphäre über die Inhalte der Wirtschaftsinformatik, aber auch sonstige spannende Themen in der Siegener Barszene auszutauschen. Mehr Infos…

  • Museen und Nachtwächtertour

    Des Weiteren bietet unser Rahmenprogramm verschiedene Führungen durch das Museum für Gegenwartskunst, das Siegerlandmuseum und eine Nachtwächterführung durch Siegen an, um Siegen auch auf kulturelle Art und Weise kennenzulernen. Mehr Infos…

Human Practice, Digital Ecologies, Our Future

Die Wirtschaftsinformatik-Tagung geht in Ihre 14. Ausgabe, und ihr Themenfeld hat nichts von seiner ökonomischen und gesellschaftlichen Brisanz verloren. Es scheint im Gegenteil so zu sein, dass erst langsam deutlich wird, wie konsequent Informationstechnologien jeden Aspekt unseres Alltags, ja unserer Existenz, umgestalten. Heute nennen wir diesen Umgestaltungsprozess „Digitalisierung“, und er entspricht bildlich gesehen einer Flamme, von der immer noch nicht klar sein mag, ob sie wärmt oder verbrennt, aber jedem wird klar, dass man sich damit auseinandersetzen muss.

Was bedeutet dies für die Wirtschaftsinformatik als Motor und wissenschaftlicher Unterbau dieses Umgestaltungsprozesses? Der Natur einer Wissenschaft entspricht es, sich nicht auf Ihren Erfolgen auszuruhen, sondern das Erreichte in seinen ökonomischen und gesellschaftlichen Effekten kritisch zu reflektieren, und nach neuen Herausforderungen zu suchen. Das Motto der Konferenz will Arenen ausleuchten, in denen diese Reflektionen stattfinden können.

(Menschliche) Praxis

Eine der Erfolgsgeschichten der Wirtschaftsinformatik in den 90er Jahren war die Verbindung von Geschäftsprozessorientierung und Informationsmanagement. Die neuen digitalen Möglichkeiten haben die existierenden Praktiken des betrieblichen Managements fundamental verändert. Aus betrieblicher Sicht überwog der erwartbare Nutzen einer IT-Unterstützung alle Kosten der Veränderung einer „analogen“ betrieblichen Praxis bei weitem.

Die heutige Welt ist komplexer. Kosten und Aufwände von Digitalisierungsprozessen sind schrittweise präsenter geworden (früh z.B. in der Total-Cost-Of-Ownership-Studie Ende der 90er, heute z.B. im Weißbuch „Industrie 4.0“). Die Konzeption und Einführung neuer technologischer Konzepte findet zudem nicht mehr auf der grünen Wiese statt, sondern muss sich immer stärker an den bereits existierenden IT-gestützten Praktiken messen lassen. Mit anderen Worten, wir sind mittendrin im Prozess der Digitalisierung, nicht an seinem Anfang.

Selbst in noch jungen Anwendungsdomänen mit relativ niedrigem Digitalisierungsfaktor müssen anspruchsvolle Rahmenbedingungen beachtet werden (z.B. private und öffentliche Interessen im Gesundheitsbereich oder im Krisenmanagement, oder extrem hohe Investitionskosten im Produktionssektor). Nimmt man dann noch Beispiele zur Kenntnis, nach denen nicht das Management, sondern die Mitarbeiter lokale Treiber der Digitalisierung sind (wenn sie z.B. WhatsApp-Gruppen auf privaten Handys benutzen, um Teile des Produktionsmanagements abzuwickeln), wird klar, dass unsere Disziplin von einer stärkeren Einbeziehung existierender Arbeits- und Organisationspraxis nicht nur als Risikomanagementstrategie, sondern auch als Innovationsgenerator nur profitieren kann.

Wenn es dann darum geht, nicht nur für, sondern mit allen Ebenen betrieblicher Praxis zu forschen, muss eine Wissenschaftsdisziplin auch die eigene methodische Praxis in diese Richtung neu erfinden. Hierbei kann uns die traditionell enge Verbindung mit Unternehmen und deren Präsenz in unseren Diskussionsforen helfen.

Digitale Ökologien

Die wachsende technische Vernetzung ist eines der sichtbareren Phänomene des fortschreitenden Digitalisierungsprozesses, deren Effekt auf Arbeits- und Prozessorganisation, Geschäftsmodelle und digitalen Lebenspraktiken des Kunden gar nicht überbewertet werden kann. Wir können nicht mehr über isolierte Produkte oder technologische Konzepte diskutieren, ohne ihre Interaktion mit benachbarten technischen und organisationalen Infrastrukturen einzubeziehen. Ökonomisch hochrelevante Phänomene wie Cloud-Speicher, App-Stores oder Plattformen der ‚Sharing Economy‘ wie Uber und AirBnB zeigen, wie Grenzen und ökonomische Wirkmechanismen von IT-Systemen neu verhandelt werden, und erfordern ein Denken in Digitalen Ökologien. Dieses Denken muss das Bewusstsein für neue Handlungschancen kultivieren, aber auch für neue Abhängigkeiten, mit denen man umgehen muss. Spürbar wird dieses Bewusstsein bereits z.B. in Privatheits- und Sicherheitsdiskursen rund um datengetriebene Geschäftsmodelle oder in der Neuausrichtung einer früher produktorientierten Softwareentwicklung als kontinuierliche Infrastrukturdienstleistung, deren Geschäftsmodelle sich zunehmend auch auf digital erweiterte traditionelle Produkte und Dienstleistungen wie z.B. Turbinen oder Produktionsmaschinen übertragen. Auch hierfür ist eine Neuausrichtung bzw. Weiterentwicklung des Methodenrepertoires unserer Disziplin sinnvoll.

Unsere Zukunft

Eine stärkere Auseinandersetzung mit der Praxis der handelnden Akteure in Verbindung mit einem erhöhten Bewusstsein für Digitale Ökologien und den damit verbundenen neuen Berührungspunkten und Abhängigkeiten vormals separater Prozesse und Handlungsfelder mündet letztendlich in die gesellschaftliche Kernfrage der Digitalisierung: Wer gestaltet die Zukunft?

Digitalisierung erlaubt nicht nur neue Produkte und Dienstleistungen, immer weiter sinkende Transaktionskosten ermöglichen neue Interaktionen und Beziehungen zwischen Anbietern und Kunden, zwischen Technikentwicklern und Techniknutzern, und in der B2B-Zusammenarbeit, die Kooperationen unterstützen, wo das Handeln früher durch Märkte koordiniert wurde. Digitalisierung ist auch die Chance durch eine gemeinsame Gestaltung der Zukunft nachhaltigem Handeln eine neue Grundlage zu geben, und sowohl auf betrieblicher als auch gesellschaftlicher Ebene eine erhöhte Resilienz gegenüber Gefahren für Marktpositionen und Arbeitsplätze zu erreichen.

Mitten in der Digitalisierung sehen wir aber auch, wie unsere Wissenschaftsdisziplin ihre Monopolstellung zu ökonomisch relevanten Digitalisierungsfragen in dem Maße verliert, in dem sich andere Disziplinen mit diesen Konzepten und Effekten stärker auseinandersetzen. Hier finden sich Beispiele von der Politologie über die Jura bis hin zur Verfahrenstechnik und zum Maschinenbau. „Unsere“ Zukunft ist eben nicht nur die Zukunft der Wirtschaftsinformatik an sich, sondern auch die Zukunft der Gestaltung ihrer Beziehung zu anderen Domänen und Wissenschaftsdisziplinen.

Diesen Arenen will die Tagung „Wirtschaftsinformatik 2019“ Raum geben, und wir laden Sie herzlich dazu ein, sich zu beteiligen!